Hey Alter! Kommst du noch klar…
…mit deinem Alter? So oder so ähnlich kann man die Fragestellung salopp umformulieren, die einer hervorragend kuratierten Ausstellung in der Pinakothek der Moderne zugrunde liegt. Hey Alter, wo sehen wir uns? Wo sind die Begegnungen zwischen den Generationen? Nur in den Familien oder auch in spontanen Gesprächen auf der Straße? Nur belehrend von Alt zu Jung oder vielleicht auch informierend andersherum? Ist gar das Museum ein Ort für Generationen, wo Jung und Alt sich begegnen, austauschen können?
…oder lebst du schon?
Miro Craemer hat mit diesem Thema und seiner hervorragenden Kuratierung für den Denkraum Deutschland eine Punktlandung hingelegt, denn das Opening in der Pinakothek der Moderne war mehr als ein voller Erfolg. Bernhard Schwenk, Sammlungsleiter Gegenwartskunst der PdM, räumte ein, dass alle Beteiligten des Projektes von diesem Zustrom und Zuspruch völlig überrascht waren. Es scheint, als ob das Alter und Älterwerden in unser Gesellschaft kein natürlicher Prozess zu sein, sondern offensichtlich ein Thema ist, welches Alt und Jung beschäftigt.
Grob umrissen: Wie blicken junge Menschen auf alte, wie erleben es die tatsächlich Alten, was erwartet man im Alter, wann ist man alt und wie alt fühlt man sich eigentlich wirklich? Fragen, die beschäftigen – und zwar altersunabhängig!
Wann ist man alt? Und kann man noch jung sein im Alter?
Eröffnet wurde im Auditorium mit einem Grußwort von Schirmherrin Doris Dörrie und weiteren augenzwinkernden und doch ernsten Reden zu diesem offensichtlich brisanten Thema. Denn Fakt ist: Deutschland wird immer älter. Und hört man den Rednern und Besuchern zu, so scheint in allen der Wunsch zu leben, das Alter als einen gesunden Prozess zu akzeptieren, im Alter ernstgenommen zu werden, seine Schaffenskraft voll ausleben zu können? Oder war es gar für die Jugend ähnlich gelagert? Ernstgenommen zu werden in ihrer Entwicklung? Das eigene Erschaffene als gut genug und vollwertig akzeptiert zu sehen, obwohl einem Erfahrungsjahre fehlen?
Antworten auf das Alter? Oder für die Jugend?
Was bewegt uns in Bezug auf das Alter? Dies war auf den kleinen Post-its zu lesen, auf welchen kurze Fragen formuliert waren und denen mit knappen Antworten begegnet wurde.
Grobes Fazit: Die Jungen wollen jung und agil bleiben. Und fragen sich, warum einige alte Menschen so viele Resentiments haben. Die Alten wollen auch jung und agil bleiben. Allerdings mit Erfahrung. Einige junge wollen Ruhe und Rente und andere hoffen, im Alter Antworten auf ihr Lebensfragen zu finden. Und die Alten wollen gesund alt werden und sich möglichst viel ihrer jugendlichen Lebensenergie erhalten. Möge es uns allen so gehen!
Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler – so bunt wie das Leben.
Künstlerinnen und Künstler jeder Couleur und jeden Alters sind dieser Frage im Denkraum Deutschland nachgegangen. Die anschließenden Impulsgespräche mit Ärztin, Altenpflegerin und Künstlern und Künstlerinnen zeigten, wie unterschiedlich die Perspektiven sein können – je nachdem wo man im Leben steht und wirkt. Und so finden auch die Künstlerinnen und Künstler sehr unterschiedliche Ansätze. Metaphorisch, in symbolhaften Bildern verpackt, in neuinterpretierten Märchen, in offensichtlichen Alters-Attributen, erotisch-ironischen Figuren, unzähligen Dias oder in einem großen Wandbild, welches life gemalt wurde. Die Besucher waren auch kreativ…
…alt und jung, gekleidet in wunderbaren Styles, exzentrisch, elegant bis punkig – sie alle waren an diesem Nachmittag schon ein optisches Kunstwerk. Eigentlich so bunt wie das Leben selbst…
Wenn wir Glück haben, werden wir alt. Sterben müssen wir alle. Also sollten wir davor einfach miteinander reden und das gemeinsam Leben gestalten, oder…?
Oder um es mit Gary Vaynerchuk zu sagen: “You´re 70 years old? You are a fucking baby!… You have a lot more time to create joy and happiness and eliminate regret.”
Fotos: Wolf Heider-Sawall
Die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler entnehmt ihr bitte der Homepage des Denkraum Deutschland.
