Es waren einmal…
…elf Wirte, ein Kurator und eine Handvoll Künstler, die auszogen, um Kunst und Kulinarik, Tradition und Moderne zu verbinden. Mit ihrem Projekt “Kunstwirte”, welches nun im vierten Jahr erfolgreich aufgelegt wird, knüpfen die Beteiligten an die künstlerische Vergangenheit des Landstrichs an, interpretieren sie in der Gegenwart neu und führen das Ganze in ein genussvolles Projekt für zukünftige Zeiten.
Und so sollte dieser Blogpost eigentlich das Frühjahr einläuten – mit einer Einladung zu einem außergewöhnlichen und kurzweiligen Ausflug in die Kunst, nach den kalten Monaten wieder eine wunderbare Möglichkeit, mit Menschen zusammenzukommen, die sich inspirieren lassen wollen.
Und dann kam Corona…
Kunst trotz(t) Corona! Auch bei den Kunstwirten…
So lautet derzeit der kämpferische Ruf vieler Künstler, sei es Maler, Bildhauer, Fotografen oder Schriftsteller. Ich kann mich diesem Aufruf, um nicht zu sagen, Warnruf nur anschließen. Es erfordert in diesen Zeiten Solidarität von uns allen, selbstständige Kreative jeder Couleur zu unterstützen. Hier geht es nicht um Almosen oder Mitleidsbekundungen, sondern der Möglichkeit eines jeden einzelnen, die Arbeiten der Künstler weiterhin ins Blickfeld unserer Gesellschaft zu rücken. Und dazu braucht es keine Parolen. Sondern manchmal nur eine wunderbare Fahrt zu den Kunstwirten in einen schönen Landstrich, köstliches Essen und Künstler, die uns von ihrem Werdegang, ihrer Arbeit erzählen…und so manch einer der Gäste ist noch am selben Abend mit einem Kunstwerk glücklich nach Hause gegangen.
Die folgenden Eindrücke sind alle im März 2020 – kurz vor dem Lockdown – auf einer Pressefahrt, organisiert von der wunderbaren PR-Lady Yvonne Strobl, entstanden.
“Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne…”
…so schrieb schon Hermann Hesse und der Zauber der Kunstwirte begann im Kuhaus, der Galerie von Kirsten Luna Sonnemann und Marc Völker in Murnau. Selber als Maler, Fotografen und Kuratoren tätig, waren sie es leid, dass aktuelle Kunst entweder isoliert in Galerien zu sehen war oder – wenn in Gastronomie eingebunden – dort meist als reine Dekoration verkam und gar nicht wahrgenommen wurde. Was aber wäre, wenn man Kunst und Kulinarik verbindet, sich Künstler, Wirte und Köche zusammentun? So sprachen sie Ulrich Weisner, Inhaber des Restaurants Auszeit in Murnau an, bei dem Marc Völker bereits mehrfach ausgestellt hatte. Er zeigte sich sofort offen für diese Idee und holte weitere Wirte der Staffelsee-Region mit ins Boot. Christian Bär, Direktor vom Hotel Alpenhof in Murnau und einer der teilnehmenden Kunstwirte, engagiert sich sehr für die Sichtbarkeit dieses Projektes. In seinem, von ihm und seinem Team mit viel Liebe und Herzblut geführten Hotel, hatte Kunst schon immer einen besonderen Stellenwert. Fotografie von Luna Sonnemann und Malerei von Marc Völker an den Wänden und im Garten eine Skulptur des britischen bildenden Künstlers Tony Cragg. Und nicht nur das: Claus Gromotka, der Küchendirektor des Hotel Alpenhof fühlte sich künstlerisch gleich mit angesprochen. ” Das Auge isst, der Geschmack folgt.” Somit war es keine Frage, dass Gromotka zusammen mit Luna Sonnemann das aktuelle Plakat zu den Kunstwirten gestaltete, welches uns dann beim Empfang abends im Alpenhof vorgestellt wurde.
“Der Teller erzählt eine Geschichte.”
An diese Worte des Küchenchefs des Alpenhofs Claus Gromotka musste ich während der Kunstwirte-Fahrt häufig denken. Jeder Künstler erzählte seine Geschichte, die anwesenden Kunst-Wirte die ihrige und so entstand eine einzigartige Mischung aus Bodenständigkeit, Tradition, Liebe zum Landstrich und zur Kunst.
Die Kunstwirte und ihre Künstler…zuerst einmal New York und München
Auf unserer Fahrt trafen wir zuerst im Angerbräu auf die Malerin Andy Fritsch. Als Mutter von drei Kindern zog die gebürtige Münchnerin erst vor drei Jahren nach Murnau. Inspiriert durch die Magie des Blauen Land, wollte sie raus aus der Stadt und das Licht dieses besonderen Landstrichs in ihre Malerei einfliessen lassen. Die Magntratzerl wurden uns von der bayrischen Wirtin und ihrem Koch Domingo, einem ehemaligen Ballettänzer aus New York, vorgestellt. Ein auf den ersten Blick ungleiches Duo, welches aber auf humorige Art ihre Liebe zur bayrischen Küche nahebrachte. Und der lässige Domingo liess sich ein kleines Tänzchen in seiner Küche nicht nehmen. Da sag´mal einer, die Bayern wären nicht weltoffen…
Schokolade – die zarteste Versuchung…
Weiter ging es in die Schokoladenmanufaktur, wo uns Barbara Krönner und ihr Sohn Max in die Welt der Schokoladenverkostung einführte – und verführte. Tafelspitz Bouillon, Merrettich-Schoko Stangerl und ein Schokoladen-Tasting standen auf der Speisekarte und wir konnten noch einen Blick in den aus- und einladenden Shop werfen – wo nicht wenige von uns gleich ein paar dieser außergewöhnlichen Köstlichkeiten erwarben. Im ersten Stock des alten gemütlichen Hauses wartete bereits Künstlerin Ute Bauer-Schröter auf ihre Gäste und führte uns durch ihre Ausstellung.
Im Restaurant Zum Beinhofer zeigte uns die Künstlerin Greta Rief bei Kalbsragout mit Schlutzkrapfen ihre Kunst. Besonders angetan hatte es mir eine sehr schöne Radierung…ein Hund, der sehr lebendig aus dem Bild schaute. Es war ihr kürzlich verstorbener vierbeiniger Begleiter… Einem der Gäste ging es wohl ähnlich wie mir. Er war von der schlichten und doch sehr lebendigen Darstellung eingenommen und erwarb das Bild noch am selben Abend.
Herzhaft und im Abgang süß…
Im Restaurant Auszeit gab es Strudel vom Saibling und Forelle vom Spitzkohl. Die Künstlerin Annemarie Bahr beeindruckte durch ihre Persönlichkeit und ihre Kunst – realistisch und sehr expressiv. Abschließend ging es wieder in den Alpenhof Murnau, wo wir uns bei Dessert – einer Komposition aus Vanille, Schokolade und frischen Beeren – und Kaffee über das Gesehene und Erlebte austauschten. Dort hängen noch bis Oktober die Kunstwerke von Marc Völker.
Mein Résumé dieser Fahrt zu den Kunstwirten möchte ich mit den Worten von Kirsten Luna Sonnemann beschließen: “Wir suchten einen Ankerpunkt, wo man die Kunst den Menschen nahebringen kann. Kein Verein und kaum eine kulturelle Stätte kann das so gut wie ein Gasthaus. Hier kommen die Menschen in Freiheit zusammen, um sich auszutauschen und sich mitzuteilen. Und so sollte man auch der Kunst begegnen.”
Da sämtliche Termine im Frühjahr ausfallen mussten, gibt es zwei zusätzliche Sommertermine – 23.07.20 und der 13.08.20 -an denen man ein 5-Gang-Menü bei unterschiedlichen Wirten genießen und sich von lokalen Künstlern inspirieren lassen kann.
Die Herbsttermine entnehmt ihr bitte der Webseite der Kunstwirte.
http://www.kunstwirte.de/termine/
http://www.kunstwirte.de/die-fahrten/
Bitte beachtet die aktuellen Regeln des Miteinander, wenn ihr an einer Fahrt zu den Kunstwirten mit dabei sein wollt.
Fotos: Wolf Heider-Sawall
Plakat Kunstwirte 2020 Foto: Kirsten Luna Sonnemann