Is´was, Doc?

Eine ärztliche Diagnose zu Krankheit und Nageldesign.
Susanne Graue, Stadtlocke. Beim Doc.
Susanne Graue, Stadtlocke.

Das abgefahrenste Arzt-Erlebnis ever. 

Winterzeit ist Krankheitszeit. Das ist nicht erst seit der Pandemie so, aber dank Corona ist die virale Artenvielfalt noch größer als zuvor. Worüber wir weder froh und erst recht nicht dankbar sind. Unsere Ärztinnen und Ärzte können sich seitdem über Arbeitsmangel kaum beklagen. Umso erfreulicher ist es, wenn sich der Doc dennoch Zeit nimmt und nicht nur deine Gesundheit, sondern auch gleich dein Nageldesign in Augenschein nimmt. Aber von Anfang an…

Beiträge über Krankheit sind super, weil sie mit viel Mitleid (super, weil ich gerade etwas wehleidig bin) und ungefragten Genesungs-Tipps (nicht super, weil ich auch das 1000ste Ingwerwasser nicht trinken werde…) einhergehen. 

Besonders erheiternd war diesmal der Besuch bei meiner Hausärztin Dr. X. Die war selbst krank und wurde durch Herrn Dr. Y vertreten. 

Der Doc bat mich ins Zimmer und erklärte mir, dass er gerne aushilft und diese Art von Praxis, wo es summt und brummt im Wartezimmer, eigentlich nicht seins sei, weil er sich lieber Zeit für die Patienten nähme. Ich nicke bestätigend, es klang sympathisch. 

Ich dürfe meine Maske abnehmen, bat er mich, dann könne er besser meine Lippen lesen, denn er sei so gut wie taub, habe zwar ein Hörgerät, aber sicher ist sicher… 

Ich nickte dankbar und äußerte, dass ich auch etwas schwerhörig sei. 

Kaum geäußert, bekam ich eine Berichterstattung vom Doc, wie es ihm mit Hörgerät ginge, dass er sich fürs Radl eine Weste mit „Ich bin taub. Vorsicht!“ habe drucken lassen, denn sicher sei sicher und überhaupt, man könne nicht vorsichtig genug sein. 

Derweil brannte mein Hals immer noch und ich fragte mich, wann er sich mit mir und meinen Beschwerden befassen würde …

„Jetzt habe ich so viel von mir erzählt, jetzt sind Sie dran. Erzählen Sie doch mal.“ 

Ich schöpfte Hoffnung, denn sein Blick wurde plötzlich konzentriert. „Also, ich…“ 

„Ah, wie ich sehe, Sie haben lackierte Nägel, sehr schön kurz, nicht so diese hässlichen langen Krallen. Also, ich lackiere meiner Frau immer die Nägel, bin ja präzises Arbeiten gewohnt, haha. Meine Frau meint, ich mache das sehr gut. Und als wir mit unserer alten Tante Agathe zu einer Hochzeit mussten, also die Tante hat MS, da habe ich ihr die Hände fixiert und ihr die Nägel schön gemacht. Tantchen war zufrieden und wir auch. So, was haben Sie denn?“ Der Doc schien ganz aufmerksam.

„Ja also, mir brennt der Hals und ich hab das Gefühl, ein Laster hat mich überfahren.“ 

„Also überlegen Sie sich das gut mit dem Hörgerät, ich erzähle Ihnen gleich noch was dazu. Aber jetzt setzten Sie sich erstmal da auf die Pritsche und dann schaue ich mir das mal an.“

„Okay, aber wenn ich Aahhh mache, bitte ohne den Spatel, weil…“

„Gut, dass Sie das sagen. Jetzt zeigen Sie mal. Nein nicht den Mund, erstmal schaue ich mir die Nägel an, ah, hm, ja recht schön, der Lack, also ich lasse bei meiner Frau immer ein bisschen frei am Rand, aber nein, Ihre sind auch sehr schön. Okay, so jetzt bitte ,Aaaah‘!“

Die Diagnose vom Doc war kurz, knapp und zielgenau: Halsentzündung mit einem Hauch von asthmatischer Bronchitis. 

„Ich schreibe Sie krank. Wo arbeiten Sie? Ach, bei XY?! Ja, da gehen meine Frau und ich auch – ah, da schreibt gerade meine Frau! Sie verzeihen, dass ich ihr erstmal antworte und schreibe, wann ich heimkomme….Sodele, jetzt weiß sie, wann ich heimkomme. So, Sie nehmen jetzt einfach Bayrischen Blockmalz oder Salbeipastillen. Aber bitte die mit Zucker, nicht Süßstoff. Das ist auch wieder so ein neumodischer Quatsch. Ein bisschen Zucker hat noch keinem geschadet und dann ruhen Sie sich aus. Gute Besserung.“ 

Fazit dieses Arztbesuches: Ich habe die Nägel schön. Wisster Bescheid.

Pflege und Versorgung: Wolf Heider-Sawall.

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