Ein altes Schloss, Meran und Eis…
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Meine erste Erinnerung an Meran verbinde ich mit Eis.
Meine Eltern waren mit mir auf der Durchreise – Erholung beim Wandern war angesagt – und ein kleiner Abstecher nach Meran sozusagen die Krönung. Die kleine Susanne durfte sich eine Kugel Eis aussuchen. Warum ich Waldmeister gewählt habe, weiß ich nicht mehr, aber wenn ich heute durch den Wald gehe und Waldmeister rieche, dann denke ich immer an Meran…
Seit meinem besonderen Geschmackserlebnis war ich nicht mehr dort. Die Einladung meiner Freundin Sabine Emmerich, mit ihr gemeinsam das Castell Rundegg im Meraner Stadtteil Obermais zu besuchen, kam wie gerufen. Auszeit…!
Bereits die Fahrt von München nach Meran bringt mich in Urlaubsstimmung: Brenner Autobahn = Urlaubsfeeling! Nichts kann mich dann mehr von meiner guten Laune abbringen.
Das mittelalterliche Schloss und sein Zauber…
Die Einfahrt nach Meran und dann die kurze Fahrt vom Zentrum hoch zum Castell zeigte mir: Meran ist eine der grünsten Städte, die ich kenne. Überall viele Bäume an den Straßen, in den Gärten…wo nur irgend möglich, ist ein Busch oder Baum gepflanzt – und sei es nur im einem Topf, der noch irgendwo auf die steinerne Piazza gesetzt wurde.
Die Einfahrt ins Castell versetzte uns in alte Zeiten: durch einen alte Mauer und den schönen Torbogen fährt man auf den kleinen Parkplatz. Selbstverständlich gibt es auch eine Tiefgarage, damit das Mittelalter-Feeling nicht durch zu viele Autos gestört wird.
Der erste Eindruck: verzaubernd! Es gibt wenige Orte, die mit viel Arbeit so gestaltet sind, dass man das Gefühl hat, alles sei von leichter Hand rein zufällig, nach und nach so gewachsen und gestaltet. Überall auch hier Blumen, Büsche, Bäume in Überzahl…kleine Töpfe, Laternen – so wie man sich vielleicht seinen eigenen Garten und die Terrasse liebevoll gestalten würde…
Der paradisische Garten und seine Bewohner…
Allerdings erkennt man die gärtnerische Absicht, wenn man genauer hinschaut und bemerkt: jede Sorte Baum gibt es nur einmal, einiges ist heimisch, anderes exotisch aber zusammen geben sie einen erstaunlichen Mix und ein wunderbares Rauschen… Und wenn man noch näher tritt, sieht man, dass jede Pflanze mit einem Schild samt Bezeichnung versehen ist. Man kann sich, wenn man möchte, also botanisch bilden…
Wohnen – oder besser logieren – kann man im altehrwürdigen Castell oder in dem direkt gegenüberliegenden Neubau, welcher sich sehr passend in das Gelände schmiegt. Wir hatten jede ein Zimmer im Anbau, welche süß eingerichtet waren. Das Bad war modern und ansprechen, allerdings werden Klimaanlagen erst nach und nach eingebaut. Und eine Klimaanlage ist im Sommer in Meran eine verdammt gute Idee…
Wellness, Entschlacken oder doch lieber Schlemmen…?
Im Untergeschoss vermutet man nicht den sehr weiträumigen und modernen Wellness-Bereich samt eines schönen Pools. Als neue Hausmarke wird Philip Martin´s verwendet, eine in Italien hergestellte vegane Haar- und Körperpflegeserie auf rein biologischer Basis. Ich habe mich dazu hinreißen lassen, mit die Körperpflege zu kaufen, nicht günstig in der Anschaffung, aber der Duft auf der Haut lässt einen den Preis vergessen…Eine schöne Ergänzung zu meiner Wellness daheim…
Hier kann man diverse Massagen buchen und immer noch kommen Gäste, um Entschlackungskuren zu machen. Wovon ich aber abraten würde, denn das Essen ist sehr köstlich, preislich mehr als akzeptabel und man sitzt dabei auf einer kleinen, gemütlichen Terrasse mit schönem Blick in den Garten. Zusammen mit einigen Spatzen, deren Fütterung per Dekret streng verboten ist. Gar nicht so einfach, wenn die einen mit ihrem schiefen Köpfchen so anschauen…
Das alte Castell und seine jungen Burgherren…
Unser Gastgeber war David Kofler, welcher sich seine Sporen in der Welt der Hotellerie bereits verdient hatte. David ist charmant, wortgewandt und auf eine spitzbübische Art sehr witzig. Sein Mann Daniele, welcher untertags in den eigenen Apotheken in Meran arbeitet, und mit am Hotel beteiligt ist, hilft abends mit beim Service. That´s armore…
David hat das Castel vor zweieinhalb Jahren gemeinsam mit seinem Mann übernommen und man muss dazu wohl ein bisschen tollkühn sein, denn es hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich…David hat Sabine und mich allabendlich mit wunderbaren Geschichten unterhalten, hier ein kleiner Auszug:
Lassen wir einmal die ersten Jahrhunderte außen vor und beginnen 1979, als das Castell, als Ruine in Meran vor sich hindämmernd, von einem Italiener übernommen wurde. Dieser machte daraus ein Wellness- und Gesundheitszentrum, welches bald zu Rang und Namen kam. Der Ruf erschallte bis über den großen Teich und Celebrities gaben sich die Klinke in die Hand, um Abzuspecken, zu Entspannen oder eine wilde Mischung aus beidem gepaart mit exquisitem Essen und Wein… Bald hatte es einen derartigen Ruf, dass man nicht mehr buchen konnte, nein, sondern der Hotelier rief bei den Gästen an und sagte, ob und wann man kommen dürfe…
Aber Hybris kommt bekanntlich immer vor dem Fall und irgendwann ging es bergab…bis sich ein anderer Hotelier des inzwischen wieder brachliegenden Castells annahm. Aber auch hier verstand man offensichtlich etwas anderes unter Meraner Gastfreundschaft und David, welcher dort als Angestellter arbeitete, entschloss sich den großen Schritt zu wagen. Nachdem der Pachtvertrag neu ausgeschrieben wurde, bekam er den Zuschlag.
Nach und nach möchte er das Interieur und einiges an Technik erneuern. Was er beibehält ist der Charme dieses Hauses im schönen Meran, welchen beide Hauherren mit ihrer Persönlichkeit bereichern und dennoch in die Jetzt-Zeit hinüberführen.
David verkörpert eine angenehme Mischung aus Professionalität und Verbindlichkeit. Es stellt sich ein familiäres Gefühl ein, wenn man mit ihm über die Schildkröten im Teich spricht, über deren Herkunft er geradezu kriminalistische Geschichten zu erzählen weiß. Oder wenn er von Herrn Rund und dessen Frau Egg spricht, ein bezauberndes Hühnerpärchen, eine seltene japanische Rasse, welche gerade glückliche Eltern von flauschigen Küken geworden sind. Herr Rund übrigens stolziert ungehindert über das Gelände und schaut nach dem Rechten, kräht ungeniert und passt auf seine Dame auf. Wir hatten einige Zwiegespräche mit ihm, welche er meist mit einem seitlichen Kopfnicken ein wenig herablassend quitierte…
Und so ist alles sehr normal: David sieht immer nach dem Rechten: im besten Hemd und schicker Hose, wie die italienischen Männer eben gekleidet sind, geht er vom Empfang durch den Garten und in den Hühnerstall, um dann wieder mit einigen sehr schrulligen Gästen zugewandt charmante Konversation zu pflegen.
Das nächste Projekt ist ein Outdoor-Pool am Ende des wunderschönen Gartens, wobei man hier auch nur auf alte ehrwürdige Gebäude blickt. Einziger Wermutstropfen: entlang des Gartens führt eine Straße. Vorgegeben sind 30KmH, welche auch prinzipiell eingehalten werden. Bis auf die Motorradfahrer, welche gerne bergauf den Motor dann und wann aufheulen lassen. Damit muss man leben können.
Für uns kein Problem. Eine kleine Auszeit im Herbst ist schon fest eingeplant.
Rundegg, wir kommen wieder.